Der 2008 erschienene Roman „Die Einsamkeit der Primzahlen“ des italienischen Schriftstellers Paolo Giordano, handelt von den Irrungen und Wirrungen der Liebe und des Lebens aus der Sicht der zwei jungen Protagonisten Mattia und Alice.
Beide sind von traumatischen Ereignissen aus ihrer Kindheit geprägt und versuchen diese während ihrer Adoleszenz auf unterschiedliche Weise zu verarbeiten. Mattia geht dabei den Weg der Selbstverletzung, Alice erkrankt an Anorexie. Durch ihre Einsamkeit verbunden kommen sich die Protagonisten näher, doch das Leben führt sie auf verschiedene Wege. Erst gegen Ende des Romans findet ein Wiedersehen statt, bei dem beide vor eine wichtige Entscheidung gestellt werden.
Wie keinem anderen gelingt es Paolo Giordano komplexe Seelenzustände in eine minimalistische Sprache zu verpacken, die trotz, oder gerade wegen ihrer kurzen prägnanten Sätze so voller Einfühlungsvermögen und Authentizität steckt. Mithilfe von eindringlichen Bildern schafft er eine melancholische und nachdenkliche Atmosphäre, die dank der Nüchternheit seiner Sprache nicht ins Sentimentale abrutscht. Die Einsamkeit der Primzahlen ist in dem Sinne kein klassischer Liebesroman. Kitsch und Drama weichen einer präzis dokumentierten und realitätsnahen Liebesgeschichte, bestückt mit vielschichtigen Charakteren. Das zentrale Verbindungselement zwischen Mattia und Alice ist, wie der Titel schon vermuten lässt, die Einsamkeit. Beide führen, geprägt von ihrer traumatischen Kindheitserinnerung, einen von der Gesellschaft zurückgezogenen Lebensstil. Mattia, indem er sich ganz und gar seiner größten Leidenschaft, der Mathematik, widmet, und Alice durch ihre Flucht in die Anorexie. Damit entsprechen die Protagonisten dieses Romans nicht den gängigen Klischees der alleskönnenden und äußerst attraktiven Romanhelden, sondern verkörpern im Gegenteil mit ihren Neurosen und sozialen Inkompetenz sogenannte „Antihelden“. Menschen, die durch das Raster einer auf Erfolg und Prestige getrimmten Gesellschaft fallen.
Als Symbol für die Charaktere von Mattia und Alice und ihre Beziehung zueinander wählt Giordano die Primzahl, welche sich von den anderen in ihrer Teilbarkeit abgrenzt. Aufgrund der dadurch entstehenden Isolation, beschreibt sie wie keine andere die Einsamkeit und Besonderheit der Protagonisten.
„Für Mattia waren sie beide, Alice und er, genau dies, Primzahlzwillinge, allein und verloren, sich nahe, aber doch nicht nahe genug, um sich wirklich berühren zu können.“
Milena Schaefer
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