Streetdance

Egal in welchem Land, egal ob jung oder alt, überall auf der Welt wird getanzt und sich am Tanz erfreut. In den letzten Jahrzehnten wurde dabei eine Stilrichtung immer beliebter: Streetdance.

Unter Streetdance versteht man jedoch nicht nur Breakdance, wie in vielen Artikeln suggeriert wird. Vielmehr ist es ein Überbegriff für viele verschiedene Tanzrichtungen, die ursprünglich auf der Straße entstanden. Erst mit der Zeit erweckten diese so großes Interesse, dass man ‚Streetdance‘ nicht mehr nur auf der Straße, sondern auch in Tanzschulen erlernen kann. Unter dem Begriff Hip Hop, einer Untergruppe des Streetdance, kann man viele verschiedene Bewegungen zusammenfassen. Inzwischen sind die Stile jedoch so mit einander verbunden, dass es schwer ist ganz klar Tanzrichtungen zu unterscheiden.

Anders als bei vielen Standarttänzen, die manchmal rein technisch und vermeintlich kaum emotional vermittelt werden, sind die eigenen Gefühle ein großer Bestandteil des Streetdances. Ihnen verleiht man mit Hilfe seines Körpers Ausdruck und erzählt Geschichten, weshalb auch der Gesichtsausdruck für die Performances bedeutend ist. Abgesehen davon, dass man sich selbst auszudrücken versucht, wird der Tanz oftmals auch als Möglichkeit genutzt, soziale Kritik zu äußern. Wert gelegt wird dabei auf die Choreographie, den Stil, eine aggressionsfreie Darbietung und friedliche Wettkämpfe. Durch eigene Interpretationen der Schritte und die dadurch entstehende Individualität erlangt der Tänzer Anerkennung. Vor allem geht es darum, sich gegenseitig zu ermutigen und gegeneinander, aber dennoch in Gedanken miteinander zu tanzen, statt wie in Sportwettkämpfen in den Anderen wirkliche Gegner zu sehen. In ‚Dance jams‘ oder ‚Battles‘ tritt man zwar gegeneinander an, aber man tanzt nacheinander und die Bewegungen des zweiten Tänzers sind eine Antwort auf die des ersten. Oft wechseln sich die Tänzer auch mehrmals ab, so dass es scheint als würden sie sich unterhalten. Zum Schluss entscheidet das Publikum oder eine Jury über den Sieger, der mit seinen Bewegungen zur Melodie der Instrumente, zum Rhythmus oder zum Gesang am meisten überzeugt hat.

Obwohl bei diesen ‚Battles‘ alle Möglichkeiten offen gelassen werden, bezüglich dessen, was man machen kann, gibt es für die Tanzrichtung typische Elemente, die aufgegriffen werden können. Einige dieser Elemente, deren Begrifflichkeiten vor allem im Bereich ‚B-Boying/B-Girling‘ (Breakdance) bekannt sind, werden im Folgenden kurz aufgeführt und erklärt:

Toprocking: So bezeichnet man das Tanzen in aufrechter Körperhaltung, bei dem B-Boys und –Girls ihren eigenen Stil zeigen können. Auf ihn wird viel Wert gelegt, da er eine Art des Sich-Selbst-Präsentierens darstellt. Es wird viel Zeit darin investiert, einen eigenen und charakteristischen Stil zu entwickeln.

Downrocking: So bezeichnet man das Tanzen, wenn sowohl Hände als auch Füße auf dem Boden sind und sich der Körper nahezu waagerecht zur Erde bewegt. Beim Downrocking geht es um die Schnelligkeit der Beine, mit den man viele einfache und kompliziertere Bewegungskombinationen ausführen kann. Teil des Downrockings sind auch Freezes, durch die den Bewegungen mehr Ausdruck verliehen werden, da sie den Eindruck erwecken, der Tänzer würde mitten in der Bewegung einfrieren.

Spins: Die Übersetzung für dieses Wort heißt einfach ‚Drehungen‘ womit wohl der Grundcharakter von ‚Spins‘ klar ist. Der Tänzer dreht sich um seine eigene Achse. Allerdings gibt es größere Unterschiede in den einzelnen Drehungen, als man vermutet. Zuerst besteht die Möglichkeit, die Drehung auf verschiedenen Ebenen zu machen. Auch der Körperteil, auf dem der Schwerpunkt des eigenen Gewichts während der Drehbewegung ruht, kann unterschiedlich sein und von Fuß über Hand bis zum Kopf reichen. Das Ausstrecken und Einziehen der Arme bestimmt unter anderem die Drehgeschwindigkeit. Besonders eindrucksvoll werden Drehungen, die in einem Freeze enden, wenn diese sehr schnell sind, da es den Schwierigkeitsgrad erhöht, aus der Bewegung in vollkommende Reglosigkeit überzugehen.

Isolation: Die Isolation ist die Kunst ein Körperteil unabhängig vom restlichen Körper zu bewegen. Das heißt, dass der gesamte Körper still steht und sich beispielsweise nur eine Hand oder ein Arm bewegt. Besonders bekannt sind dabei die Waves (Wellen).

Waves: Wie die Bezeichnung schon andeutet, sind Waves wellenartige Bewegungen, welche mit fast jedem Teil des Körpers ausgeführt werden können. Dazu gehören Wellen nur mit der Hand, einem Arm, über beide Arme, Körperwellen. Beim Anblick dieser Technik, wenn sie gut ausgeführt wird, kann man leicht das Gefühl bekommen, der Tänzer habe keine Knochen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Elemente des Tanzens, die erlernt und durch viel Übung verbessert, abgewandelt und personalisiert werden können, was sich in den verschiedenen Stilen einzelner Tänzer wiederspiegelt. Neben der Technik sollte jedoch der Spaß am Tanzen nicht in den Hintergrund rücken. Die technisch am besten ausgeführten Vorführungen sind schließlich nur halb so gut, wenn kreative Elemente und der Spaß fehlen.

 

Anne Meiling